Ein beliebtes Argument von Haltern die ihre Hunde unangeleint nicht beaufsichtigen und sich aus der Verantwortung ziehen, wenn ihre Hunde fremden Hunden Sozialkontakt auferzwingen ist:
Hunde brauchen Sozialkontakt!
Diese Behauptung kann ich erstmal bestätigen. Aber bitte keinen wahllosen!
Der Mensch braucht auch Sozialkontakt.
Ich renne trotzdem nicht zu jedem Fremden hin und frag ihn wer er ist, was er macht oder pöbel ihn an: “Hey, du läufst auf meiner Straße!”
Keinem Menschen würde in dem Sinn kommen, jeden Fremden die Hand zu schütteln und dessen Individualdistanz zu unterschreiten. Das wäre uns selbst unangenehm.
Bei Hunden ist das aber ok?
Erwachsene Hunde legen keinen Wert auf flüchtige, oberflächliche Sozialkontakte. Manche Hunde empfinden dies sogar als störend und wehren sich dann; notfalls mit den Zähnen.
Will sich ein Hund aber einen distanzlosen Rüpel vom Leib halten, gilt er sofort als unsozial. Die Frage ist aber, welcher Hund denn den Wunsch nach Distanz nicht nachgekommen ist? Wohl eher der Jungspund. Wer hat also soziale Defizite?
In meiner Pension hat ein Neuankömmling nur eines bedeutet für das Rudel: Stress.
Die Rangfolge musste neu formuliert werden, der Neuankömmling sich eingewöhnen und seinen Platz im Rudel finden.
Hunde brauchen Sozialkontakte: stabile und verlässliche
Nur das vermittelt Sicherheit und genau das ist es, was ein Hund im Rudel sucht.
Ein Hund, der in einem festen Rudel lebt, der braucht keine “Spielereien” mit Kumpels von der Hundewiese. Und auch Hunde, die regelmäßigen Sozialkontakt in Form von ein bis zwei Hundekumpel haben, brauchen das nicht.
Es ist allein der Mensch der das braucht.
Denn über den Hund kommt man schnell ins Gespräch mit anderen Leuten. Der Hund senkt die Hemmschwelle der sozialen Kontaktaufnahme, denn schließlich hat man ja gleich ein gemeinsames Thema. Und daran ist ja auch nichts Schlechtes und Verwerfliches. Aber den Hund vorzuschieben, er bräuchte das, finde ich ihm gegenüber nicht fair. Und würden die Menschen sich die Mühe machen ihre Hunde besser lesen zu lernen, anstatt ihnen Sitz, Platz Fuß beizubringen, würde mehr Verständnis für das Wesen Hund dahinter stehen, dann würden auch solche Ammenmärchen nicht mehr auf offene Ohren stoßen.
Fazit: Sozialkontakt ja, den aber bitte so auswählen, dass er beide Hunde bereichert in ihrem Sozialleben und nicht traumatisiert oder einschränkt.
Sprich: ein festes, stabiles Umfeld schaffen, entweder im eigenen Rudel oder eben durch feste Hundekumpels. Da können Freundschaften und Beziehungen untereinander entstehen. Alles andere ist für mich nicht pro Hund.